Friedhofspark Ohlsdorf
Caro-line, Carl Hagenbeck, Heinz Ehrhardt, James Last, Helmut Schmidt, Jan Fedder, Heidi Kabel, Kolubarium

 
Talstraße, Nordteich und Stiller Weg 
Diese Expedition beginnt in der "Talstraße", einer Buchenallee, der wir vom Fußgängereingang Ohls-dorf oder vom Fußgängereingang am Krematorium aus bis zu ihrem Ende in Richtung Norden folgen. Das Foto zeigt die Talstraße Mitte November 2002. Im Sommer sieht sie erheblich hübscher aus, denn dann tragen die Buchen der Buchenallee Laub. Ich vermute, es sind Fagus sylvatica, "Rohan Gold" Pyramidenbuchen. Merkmale dieser Art sind ein sehr schlanker Wuchs, bis 8 m Höhe, eichenähnliche Blätter, im Frühjahr goldgelb.

Der Hirsch auf dem Grab Brinckmann
(Z4,182-195/ AA4,50) Am nördlichen Ende der Talstraße ist ein Platz. Hier biegen wir auf der rechten Seite der Talstraße am Platz in den Fußweg nach rechts ein. Der Fußweg geht im spitzen Winkel Richtung Südosten ab, also fast schon wieder zurück. Nach wenigen Schritten sehen wir auf der rechten Seite des Weges vor einem als massive Granitwand gestalteten Grabmal (Familie Max John Brinckmann) einen Bronzehirsch stehen. Dieser Hirsch ist eines der Sahnestücke der Tierplastiken auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Er stammt von dem Berliner Bildhauer Louis Tuallion. Er ist nach seiner Rückkehr aus Rom im Jahr 1902 entstanden und soll nicht vor 1942 hier aufgestellt worden sein.
Wir gehen wieder zurück zum Platz am nördlichen Ende der Talstraße.


Am nördlichen Ende der Talstraße beginnt ein Fußweg, der mit dem Wegweiser "Stiller Weg" gekennzeichnet ist. Wir folgen auf unserer "Expedition" weitgehend dem "Stillen Weg".
Gleich am Anfang des "Stillen Weges" fällt eine Grabplatte ins Auge, auf der ein großnäsiger spärlich bekleideter Jüngling ein Buch liest. Es ist das Grab von Kurt W. Marek, der 1949 unter dem Namen Ceram den spannenden Roman "Götter, Gräber und Gelehrte" veröffentlicht hatte. Dieser Roman gilt als Durchbruch des "Sachbuches". Man ahnt, welches Sachbuch der Jüngling gerade liest...Dieser Bereich des Ohlsdorfer Friedhofs hat den Namen "Dichterecke", da einige Dichter hier begraben sind.
 

Götter, Gräber und Gelehrte 
C.W.Ceram - mit richtigem Namen Kurt Wilhelm Marek (* 20. Januar 1915 in Berlin; † 12. April 1972 in Hamburg) - hatte mit "Götter, Gräber und Gelehrte" einen Bestseller gelandet. Sein Vater war Tischler. K.W.Marek verließ als 16-Jähriger die Schule, lernte Verlagsbuchhandel, war danach Gasthörer an der Berliner Universität. Nebenbei schrieb er für Zeitschriften und Zeitungen bei Ullstein. Während des Zweiten Weltkriegs war er Mitglied der Propagandatruppe. Angeblich fasste er 1944 er während eines Aufenthaltes in einem italienischen Lazarett den Entschluss, einen "Roman der Archäologen" zu schreiben. 
Bereits 1945 wurde er aus seiner Kriegsgefangenschaft entlassen. Er wurde wieder journalistisch tätig. 1947 wurde er Chefredakteur beim Rowohlt-Verlag. 
Er stieß in der Oldenburger großherzoglichen Bibliothek auf eine Literatursammlung, die zu seinem damaligen Entschluss passte. Er realisierte ihn und 1949 erschien sein Roman "Götter, Gräber und Gelehrte". Die Fachwelt war begeistert. Auch die Nichtfachwelt war begeistert, denn der Roman las sich wirklich spannend! Innerhalb von nur fünf Wochen konnten rund 12.000 Exemplare zum damals stolzen Preis von 12,00 DM verkauft werden. (12 DM hatten damals die Kaufkraft von gut 25 € Basis 2006). 
Die Familie Marek lebte ab 1954 für einige Jahre in den USA. 1970 zog sie nach Hamburg. Dort blieb C.W.Ceram leider nicht mehr viel Zeit zum Leben.
Grabmal Oscar E. Ulmer
Vielleicht 10 Meter vom Grab des Kurt W. Marek entfernt fällt diese hübsche Statue "Mutter und Kind" mit dem kupfernen Wetterdach auf.Oscar E. Ulmer (1888-1963) war Bildhauer und Maler. Man findet seine Plastiken am ehemaligen Verwaltungsgebäude der Oberschulbehörde in der Dammtorstraße 25 (1911-13) und der Handwerkskammer am Holstenwall (1912-15). Auch die Büste des Cordes-Denkmals stammt von ihm.
Das Mutter und Kind-Denkmal auf seinem Grab erschuf er vor 1939, denn es wurde am 6.Dezember in einem Zeitungsbericht über die Hundert-Jahr-Feier des Hamburger Künstler-Vereins gewürdigt. Sie kam 1945 auf den Ohlsdorfer Friedhof, als Ulmers Schwiegermutter begraben wurde. Wenn ich mich nicht irre, ist er einer der Steinmetze in der Fuhlsbüttler Straße an der Ecke Alsterdorfer Straße gewe-sen. Die Firma Ulmer & Range besteht heute noch.
  
Dieser kleine Gedenkplatz bildet fast schon ein interaktives Forum für Betroffene. Er ist ein Ort des Trostes. An der Art, wie diese kleine Gedenkstätte angenommen wird, zeigt sich auch für den Außen-stehenden deutlich die Problematik. Sehr genau und einfühlsam informiert die Website der "Private Initiative für Frauen im Schwangerschaftskonflikt" Viola e.V. über dies Thema und bietet Unterstüt-zung. Die Website wendet sich an Frauen und Männer vor und nach Abtreibung.
Über den Gedenkplatz für nicht beerdigte Kinder hat Frau Susanne Schniering das Buch "Ich trage dich in meinem Herzen-- der Gedenkplatz für nicht beerdigte Kinder in Ohlsdorf", Pinnow/Schwerin 2001, veröffentlicht. 
Es geht um Kinder (Fehl- und Totgeburten), die nicht bestattet wurden, im konkreten Fall: 1997 kam die Tochter Sunna Maria im siebten Monat tot zur Welt. Eine einzige Nacht lang hatten sie und der Vater des Kindes Zeit, zu überlegen, was mit dem kleinen Leichnam geschehen sollte. Wir -mein Le-bensgefährte und ich- entschieden uns gegen eine Bestattung, die nach der damaligen Rechtslage erst ab einem Körpergewicht von 1000 g obligatorisch gewesen wäre, und glaubten, unserem Kind auch ohne Friedhofsplatz nahe sein zu können. Diese Entscheidung tat ihr bald leid. Einer der Gründe war wohl die Besorgnis, dass nicht beerdigte Fehl- und Totgeburten unterhalb eines festgelegten Kör-pergewichts als Klinikmüll entsorgt würden.

Es wird geschildert, wie es zur Auswahl genau dieser Marmorskulptur aus der Werkstatt des Bildhau-erpaares Beatrice und Fred Charen (Schweiz) kam, und weshalb der Platz in der Nachbarschaft zur Skulptur Mutter und Kind auf dem Grab des Bildhauers Oscar E. Ulmer ausgewählt wurde. Es soll ein Ort sein zu dem betroffene Eltern ihre Traurigkeit hintragen können.Mittlerweile (Stand 1999) sieht die Lage in Hamburg etwas anders aus. Die Eltern "stillgeborener" Kindern zwischen 500 und 1000 Gramm können wählen, ob sie eine eigene Bestattung des Kindes wünschen oder nicht. Wenn sie keine eigene Bestattung wünschen, erfolgt die Bestattung durch die Klinik auf der Kinderbegräbnisstätte des Öjendorfer Friedhofs, d.h., der Körper wird auch in diesem Fall nicht über den Klinikmüll entsorgt. Über 1000 Gramm sind Bestattungen durch die Eltern Pflicht.
Grabmal Fritz Stavenhagen
(AC5,14) Auf dem kleinen Hügel der Dichterecke (Planfeld AC5,14) befindet sich ein einziges Grab. Der hier begrabene Dichter ist Fritz Stavenhagen. Er wurde am 18.9.1876 in Hamburg geboren und starb am 9.Mai 1906 in Großborstel an einem Gallenleiden. Er dichtete auf plattdeutsch und gilt als Vertreter der "Heimatkunst". Er schrieb die Dramen "Mudder Mews" und "De ruge Hoff", Hamburger Geschichten, u.a. Beim Grab auf dem Hügel steht eine Sitzbank - ein idealer Platz, um im Sommer im Freien ein Buch zu lesen!
Seine Brille von etwa 1906 entspricht fast genau der Brillenmode für junge Männer von anno 2000.Das Denkmal mit dem Bronzemedaillon wurde erst 20 Jahre nach dem Tod des Dichters aufgestellt, um sein literarisches Wirken zu würdigen. Auf dem Bronzemedaillon ist "Hamann" als Hersteller angegeben.
Meine Tante Alice sah das Drama Mudder Mews im März 1919 im Hamburger Thalia-Theater. Sie schrieb dazu in einem Brief: Echt und wahr werden dann solche noch heute bestehenden Verhältnis-se unter Proletariern geschildert. Familien- und Nachbartratsch und Klönschnack und Anstand und Sitte haben stets Streit und Unfrieden zur Folge. So auch hier! Die Schwiegermutter, ein wahrer Ab-klatsch verdammter Ordnung, richtig ein Drachen, bringt letzten Endes die duldsame Schwiegertochter soweit, dass sie sich ins Wasser stürzt. Das ganze war ein echtes Volksstück.
Wolfgang Borchert 
Am Fuß des Hügels (man muss ein wenig um ihn herum gehen) befindet sich u.a. das Grab des Dichters und Schauspielers Wolfgang Borchert (20.5.1921-20.11.1947). Er ist ähnlich jung gestorben wie Fritz Stavenhagen.
Er schrieb über den Krieg und die Nachkriegszeit. Insbesondere dichtete er das Theaterstück "Draußen vor der Tür". Wolfgang Borchert starb im schweizerischen Basel während einer Kur an der Lebererkrankung Gelbfieber.
Er arbeitete und schrieb bis er nicht mehr konnte. So diktierte der fieberkranke Wolfgang Borchert seinem Vater "Draußen vor der Tür" innerhalb einer Woche. Wolfgang Borchert war ein Mensch voller Lebenswillen, ganz anders als der introvertierte und müde Beckmann aus dem Theaterstück!
Auf der Infoseite befindet sich im Textteil eine Leseprobe, die sich auf den Ohlsdorfer Friedhof bezieht. 
Grabmal Günther Mohr und Grab Richard Josef Luksch
Wir folgen dem "Stillen Weg". Etwa 30 Meter vor der Straße "Westring" steht dies etwa 1 Meter hohe geschmiedete Kreuz auf dem Grab von Günther Mohr (1924-98). Es ist eine Schmiedearbeit von Feinsten! 
Hier sind wir nur rund 30 m vom Grab des Bildhauers Richard Josef Luksch entfernt. Sein be-kanntestes Werk dürfte der geschnitzte alte schwarze Eichenstamm in der U-Bahn-Station Jungfernstieg der Kellinghusen-Linie sein.Sein Grab gehört zum Familiengrab Falke und hat die Grabnummer AC 109-113. Man findet es, indem man ein wenig wieder zurück in Richtung Dichterhügel geht und dann rechts in etwa 20 m Entfernung vom Bach zwischen den Gräbern nach dem Kissenstein mit einer Bronzeschriftplatte für Gustav Falke sucht. Oberhalb dieses Kissensteines findet man in einer Reihe fünf ziemlich zugewucherte weitere Kissensteine (Stand 2005). Die beiden sich rechts befindlichen Kissensteine beziehen sich auf Richard Josef Luksch und seine zweite Frau, Ursula Falke-Luksch (* 23.3.1896 - † 25.10.1981). Sie war Tänzerin und hätte altersmäßig seine Tochter sein können.Im November 2006 befand sich am Grab der Hinweis, dass die Überlassungszeit der Grabstätte abgelaufen sei. Die übliche Ruhezeit auf dem Ohlsdorfer Friedhof beträgt 25 Jahre. Demnach wäre Ursula Falke-Luksch die letzte Beisetzung in diesem Familiengrab. Ich hoffe, diese Grabstätte bleibt erhalten!
Von Richard Josef Luksch (* 23.1.1872 in Wien, † 21.4.1936 in Hamburg) stammt die rosenstreuende Mädchenfigur auf dem Grab des Lyrikers Detlev von Liliencron auf dem Friedhof Rahlstedt. Dies ist eines der reizvollsten Grabdenkmale in ganz Hamburg.
Seine erste Frau Elena Luksch - Makowsky war Bildhauerin und Malerin. Sie hat ihn um 30 Jahre überlebt. Elena wurde 1878 in St Petersburg geboren. Sie wuchs in einer sehr gut betuchten Künstler-familie in praktisch paneuropäischer Umgebung auf. 1898 nahm sie ein Auslandsstipendium in Mün-chen wahr. Dort lernte sie Richard Josef Luksch kennen. 1900 war die Heirat; Beide zogen nach Wien um. 1907 erfolgte der Umzug nach Hamburg, denn Richard Josef Luksch trat sein oben erwähntes Lehramt an.
Von ihr stammt die Statue "Ein Frauenschicksal" im Cafe Liebermann in der Hamburger Kunsthalle (1912).
Elena Luksch - Makowsky starb 89-jährig am 15.Sept. 1967. Auch sie wurde in Ohlsdorf begraben (Grabummer AH21, 107. Grabstein aus Granit, etwa 1 m hoch und 59 cm breit mit dem Relief einer Mutter mit drei Kindern, von ihr selbst gefertigt). Auf der gleichen Grabstelle befindet sich das Grab eines ihrer Söhne: Peter Luksch, Maler, * 1901 - † 1988). Die Schreibweise ihres Geburtsnamens wird unterschiedlich angegeben. Ich fand ihn auch unter Makowska, Makowskaja und Majakowskaja. Ma-kowsky wird wohl richtig sein.
Gustav Falke (* 11.Jan. 1853 in Lübeck - † 8.Feb. 1916 in Hamburg) war Schriftsteller und Musiklehrer in Hamburg. Man findet Näheres über ihn in jedem besseren Lexikon. 1903 setzte ihm die Stadt Hamburg zu seinem fünfzigsten Geburtstag ein regelmäßiges, festes Gehalt aus. Dieser Ehrensold von 3000 Mark sicherte ihm fortan eine unabhängige schriftstellerische Existenz. Die satirische Zeit-schrift "Kladderadatsch" verkündete daraufhin, dass es zu einem "Run" der "Dichter" auf die Stadt gekommen sei. Jeder Zug hätte Hunderte von ihnen in die Stadt gebracht...
Die Geschwister Gertrud Falke (1891 - 1984) und Ursula Falke (1896 - 1981) betrieben in Hamburg ab 1913 eine Schule für Modernen Tanz. Auch führten sie als Tanzpaar Bühnenauftritte und Gastspiele durch und beteiligten sich an den Künstlerfesten. Sie galten als die Stars der Hamburger Ausdrucks-tanz-Szene. Gertrud heiratete 1922 und zog aus Hamburg fort. Nun startete Ursula eine Solo-Karriere. Richard Luksch entwarf für sie Gesichtsmasken und Kostüme, die den Charakter ihrer Tänze verstär-ken sollten.

Kapelle 8, das Kolumbarium
  
 
Beim Überqueren der Straße "Westring" sehen wir links (Richtung Norden) die Kapelle 8 (Kapelle VIII) aus dem Jahre 1912. Aus dieser Entfernung und an einem düsteren Novembertag betrachtet, sieht die Kapelle 8 ganz und gar nicht feierlich aus, sondern es scheint eher ein etwas verwinkelter Zweckbau zu sein (was er ja auch ist...).Nähert man sich der Kapelle, fallen die Fassadenschmuckelemente aus rotem Sandstein besser auf, der Eindruck des Gebäudes verbessert sich. Als die Kapelle neu war, sah sie hübscher aus: sie wurde von einem Türmchen gekrönt, und das Dach war verspielter.
In ihrem Inneren befindet sich ein "Kolumbarium":
 
Die Urnen werden nicht vergraben, sondern in Regalenwänden (Urnennischen) zur Schau gestellt. Die Einrichtung heißt "Kolumbarium". Diejenigen, die Latein in der Schule gelernt haben, kennen die Übersetzung: Taubenschlag. Ähnlich wie bei den anonymen Gräbern entfällt für die Angehörigen die Notwendigkeit der Grabpflege.
So ganz billig ist die Nutzung einer solchen Grabnische nicht. In dem 1999er Prospekt ist sie mit 5000 DM für 25 Jahre angegeben. Die Nutzung eines anonymen Urnengrabs für 25 Jahre kostete dagegen "nur" 680 DM. Sie ist teurer als ein Urnen-Wahlgrab (625 DM), denn in einem Urnen-Wahlgrab haben mehrere Urnen Platz. Ein Sarg-Wahlgrab (für einen Sarg und mehrere Urnen) kostete 1325 DM für 25 Jahre.
Ich empfinde das Kolumbarium als befremdend. Wenn man die Schmuckurnen seiner Vorfahren in der Wohnung im Bücherregal aufstellt, kann man ihrer mindestens genauso gut gedenken, spart ein Ver-mögen und kann sie ohne nennenswerte Mehrkosten länger als 25 Jahre aufbewahren. Nur leider lassen die deutschen Gesetze so etwas nicht zu.

Anonymer Urnenhain und Mausoleum Riedemann


 
Die drei Bilder zeigen im Hintergrund das auf einem aufgeschütteten Hügel stehende Mausoleum Riedemann. Vor dem Mausoleum befindet sich die Rasenfläche des anonymen Urnenhains. Im Vor-dergrund ist ein Teil des von Klaus Bösselmann gestalteten Rundbogens mit dem symbolisierten Le-bensthema "Werden, Sein, Vergehen" zu erkennen.
Man kann kaum glauben, dass hier innerhalb von 15 Jahren 15.000 Urnen beigesetzt wurden.
Das Schmücken des Grabes der Angehörigen ist selbst dann ein Bedürfnis, wenn man den genauen Ort der Grabstätte nicht kennt. Da das Betreten des Rasens untersagt ist, hat die Friedhofsverwaltung große Kübel zur Ablage des Blumenschmucks aufgestellt. Rechts durch die Bäume erkennt man die Kapelle 8. Sie beinhaltet das Kolumbarium. So wird der Gegensatz in der modernen Bestattungskultur augenscheinlich.
Eine Sonderform der (anonymen) Urnenbeisetzung ist die Körperspende. Der Spender erklärt sich zu Lebzeiten in einem Vermächtnis dazu bereit, dass seine Leiche von Studenten einer medizinischen Hochschule seziert und präpariert werden darf. Danach wird der Körper eingeäschert und in einer Urne bestattet. Hierzu wurde das bisher von den gesetzlichen Krankenkassen gezahlte Sterbegeld verwendet.
Mit der Gesundheitsreform (ab 2004) wurde jedoch das Sterbegeld als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen gestrichen. Nun haben die medizinischen Hochschulen und die Körperspender ein Zahlungsproblem. Die medizinische Hochschule Hannover sah sich Anfang 2004 genötigt, ihre etwa 3000 registrierten Körperspender anzuschreiben und sie zu fragen, ob sie unter diesen geänderten Voraussetzungen ihr Vermächtnis aufrechterhalten wollen. Wenn ja, müssten sie einen Bürgen be-nennen, der später ihre Bestattungskosten übernähme oder aber eine zweckgebundene Spende an die Medizinische Hochschule leisten. (Informationsquelle: Zeitung "Die Welt" vom 12.1.2004, basierend auf einem Bericht der "Neuen Presse" aus Hannover.)

Das Mosaik im Portalbogen über dem Eingang des Mausoleums Riedemann stellt Maria auf einem Hintergrund mit Rosenranken dar.
So wie einige andere Mausoleen auf dem Ohlsdorfer Friedhof ist auch dies Mausoleum nicht mehr im besten Bauzustand. Wilhelm Anton Riedemann ließ es 1905 im neoromanischen Stil in Andenken an seine 19-jährig verstorbene Tochter Sophie errichten. Das Konzept dazu stammt von Martin Haller (Architekt des Hamburger Rathauses) und Hermann Geißler.
In den 1950ern wurde das Mausoleum geräumt, die hier Bestatteten wurden in die Grabeskirche der Familie in Sorengo/Lugano überführt. Wilhelm Anton Riedemann und seine Frau Sophie wurden nie in ihrem Hamburger Mausoleum beigesetzt. Der am 8.Dezember 1832 am Meppener Markt geborene Wilhelm Anton Riedemann ließ sich 1863 als Kaufmann in Geestemünde (jetzt ein Teil der Stadt Bre-merhaven) nieder. Sein Handel mit Petroleum in Geestemünde und später in Hamburg machten ihn in den folgenden Jahrzehnten zum Großunternehmer, "Petroleumkönig" und "Tankerkönig". Wilhelm Anton Riedemann starb 1920. Er war Ehrenbürger der Stadt Meppen. 1890 gründeten er zusammen mit zwei weiteren Kaufleuten sowie der amerikanischen Standard Oil Company die Deutsch-Amerikanische Petroleum-Gesellschaft (DAPG). Das gesamte Aktienkapital wurde 1904 von der Standard Oil Company übernommen. Im Laufe der folgenden Jahre entwickelte sich die Gesellschaft weiter. Seit 1951 heißt sie "Esso AG". Sie ist eine Tochter der Exxon Corporation. Der Erfolg Riede-manns wird verständlich, denn erst der Mitte des 19. Jahrhunderts löste das Leuchtpetroleum das bis dahin für Beleuchtung verwendete Rüböl ab. Petroleum wurde seit 1859 in den USA durch Erdölboh-rungen systematisch gefördert. Es war ein preisgünstiger Brennstoff, der sich gut transportieren ließ. Er verbrennt hell und fast rauchlos. Noch bis 1920 war die Petroleumlampe das in Deutschland am häufigsten verwendete Beleuchtungsgerät. Öl (es wurde damals Petroleum genannt) wurde anfangs in Holzfässern, später in eigens dafür hergestellten staugünstigen "Barrels" aus Holz oder Zinn auf normalen Frachtseglern transportiert. Die Holzfässer waren nicht dicht, und auf dem langen Weg aus Amerika gingen etwa 30% des Petroleums verloren.1863 versuchte man, Petroleum in besonderen Tankschiffen zu transportieren. Der Schiffsrumpf diente als Tank. Er wurde dazu durch ein Mittellän-gsschott unterteilt. Diese Schiffe erwiesen sich als unsicher. Riedemann kam auf die Idee, das Öl in den Trinkwassertanks zu transportieren. Die Segelschiffe hatten damals fest eingebaute Trinkwasser-tanks an Bord. Schiffe, die für die Ostasienfahrt ausgerüstet waren, schleppten auf der Atlantikstre-cke naturgemäß zu große und zu viele Trinkwassertanks leer mit sich herum. Der erste Versuch war ein voller Erfolg, und Riemann baute in sein größtes Segelschiff "Andromeda" eiserne Petroleumtanks mit 13700 Barrel Fassungsvermögen ein. 1 Amerikanisches Barrel entspricht 119,228 Liter, eine Im-perial Barrel entspricht 163,656 Liter. Mir ist nicht bekannt, welches Barrel hier zutreffend ist. Wenn man die unglücklichen Tanker mit dem Mittellängsschott vernachlässigt, kann man Riedemann die Erfindung des Öltankschiffs zuschreiben. Riedemann wollte ein mit Dampf angetriebenes spezielles Tankschiff bauen lassen. Doch die deutschen Werften erklärten Riedemann für leichtsinnig: das Feuer der Dampfmaschine würde die Öldämpfe in Brand setzen. So ließ Riedemann seinen ersten mit Dampf angetriebenen Öltanker in Newcastle bauen. Zur Verringerung der Brandgefahr wurde die Ma-schine nicht in der Schiffsmitte, sondern am Heck angeordnet. Das Schiff erhielt ein Mittellängs-schott. Zu beiden Seiten davon befanden sich jedoch kleine schmale Tanks. Diese Tanks waren durch absperrbare Rohrleitungen miteinander verbunden. Dadurch konnte beim Be- und Entladen ein Gewichtsausgleich erreicht werden. Dies erste Tankdampfschiff, die "Glückauf", war 91,5 m lang, mit 2500 BRT vermessen und lief 10 Knoten. 1886 trat die "Glückauf" von Hamburg aus ihre erste Reise nach Amerika an. Sie konnte 3000 Tonnen Öl transportieren. Wie damals üblich, hatte sie eine Hilfs-besegelung. Die Tankschiffe hatten einen weiteren Vorteil gegenüber dem Transport in Fässern, denn die Raumausnutzung bei der Fassbeladung war schlecht. Wegen der großen Stauverluste bei den Fässern konnten die Petroleumklipper nur mit halbem Ladungsgewicht fahren. Riedemann hat im Stadtbild Hamburgs einige Bauten hinterlassen:* Der Petroleumhafen (gegenüber Waltershof) wurde nach seinen Vorstellungen gebaut.
* In Hamburg erwarb er 1891 vom Kaufmann G. Michelsen eine hübsche Villa am "Alsterufer 27". Die Villa ist heute ein Teil des Generalkonsulats der USA: sie bildet, wenn man vor dem Generalkonsulat steht, den linken und größeren Teil des Gebäudes. Der rechte Gebäudeteil wurde von Riedemanns Geschäftspartner und Schwiegersohn Eduart Sanders bewohnt. 1950 erwarb die Regierung der USA beide Villen und verband sie. Der 1955 entstandene Verbindungsbau wird durch einen Vorbau mit vier Säulen geschmückt. Der Vorbau erinnert an das Weiße Haus in Washington DC. Um die Weihnachts-zeit steht eine große mit bunten Lichtern geschmückte Tanne auf dem Vorbau.
* Die Ecke Esplanade mit Neuer Jungfernstieg wird vom sogenannten ehemaligen Esso-Haus be-herrscht.
* Riedemann hat ein Vermögen für den Bau der Sophienkirche in Barmbek (Ecke Weidestra-ße/Elsastraße) gestiftet. Die Kirche wurde 1899/1900 zusammen mit einer katholischen Schule gebaut. Es ist eine dreischiffige Hallenkirche im neugotischen Stil. Die Barmbeker Katholiken kamen gegen 1890 auf die Idee, eine eigenen Kirche zu bauen, denn die nächstgelegene für sie geeignete Kirche befand sich in St. Georg. Allerdings reichten die Spendengelder nicht aus. Das Ehepaar Sophie und Wilhelm Anton Riedemann stifteten die Finanzierung für den Bau und Einrichtung dieser Kirche. Um Sophie Riedemann zu ehren, wurde die Kirche nach der heiligen Sophie benannt. Die Gattin von Wilhelm Anton Riedemann und die jung verstorbene Tochter hießen Sophie.
 
Abbildung 1 Grundriss Mausoleum Riedemann
Der skizzierte Grundriss des Mausoleums Riedemann ist nicht maßstäblich. Er soll die innere Auftei-lung der Kapellenebene des Mausoleums verdeutlichen. Der Grundriss bildet ein Kreuz. In Ost-West-Richtung ist das Gebäude 17,5 m lang, in Nord-Süd-Richtung sind es 13,5 m. Die Grundfläche beträgt somit über 220 m². Der sichtbare Teil des Gebäudes ist über 18 m hoch. Im Hügel versteckt sich unter dem Gebäude die Krypta. 
Dem Eingang gegenüber steht, auf erhöhtem Boden, der Marmoraltar mit einer fast lebensgroßen Darstellung der "Drei Frauen am Grabe Christi" am Ostermorgen. Der ebenfalls dargestellte Engel sagt ihnen gerade: "Fürchtet euch nicht. Ihr sucht Jesus. Er ist auferweckt worden, er ist nicht hier."Die Wirkung des Altars wird durch zwei doppelte bleiverglaste Bilderfenster ergänzt. Ein Doppelfenster zeigt wie Christus nach seiner Auferstehung Maria Magdalena begegnet, das andere zeigt seine Begegnung mit den beiden Emmaus-Jüngern. An den beiden Enden des Kreuzbalkens sind die Plätze für die Sarkophage freigehalten. Über diesen Stellplätze sind ebenfalls bleiverglaste doppelte Bilderfenster angebracht. Über dem Stellplatz S1 ist die Szene "Auferweckung des Lazarus" in der Stadt Naim dargestellt, das Doppelfenster über S2 zeigte (das Fenster ist zerstört) die Auferweckung der Tochter des Jairus.
Somit haben diese christlichen Darstellungen in der Kapellenebene des Mausoleums das Thema "Auferstehung" gemeinsam.Der Stellplatz S1 war für den Sarkophag des Wilhelm Anton Riedemann vorgesehen, S2 für den seiner Frau Sophie. Beide wurden jedoch hier nie beigesetzt.
Oberhalb des Eingangs befindet sich eine über die Wendeltreppe T2 erreichbare Empore für Musik-darbietungen. Neben dem Altar befindet sich die Wendeltreppe T1 zur Krypta (ein Stockwerk tiefer gelegen). Die Garderobe, der Pastorenraum und die Wendeltreppen sind über Türen zu erreichen, d.h., denn sie sind hinter Wänden versteckt und nicht sichtbar.
Das Innere des Mausoleums ist mit reicher Bemalung ausgestattet. So findet sich der staunende Be-sucher unter einem blauen(!) Sternenhimmel wieder.
  
Der stillen Dulderin(AC11,75-78) 
Leider kann man die dargestellte Szene kaum erkennen. Die Frau hält in ihrer linken Armbeuge Rosen, die sie mit der rechten herabgelassenen Hand streut. Die rechte Hand befindet sich in der Höhe ihrer rechten Hüfte am Körper. Ihr Kopf ist mit einem Tuch verhüllt.
Der "Stille Weg" führt am Südrand des anonymen Urnenfelds entlang. Links an dem Weg steht, gut getarnt in den Sträuchern, diese Muschelkalkstatue. Sie trägt auf dem Sockel die Inschrift "Die stille Dulderin". Jetzt können wir darüber sinnen, woher dieser Weg seine Bezeichnung hat! Frau Else Kref-ter ist nicht sehr alt geworden, denn sie lebte von 1893 bis 1931. Die Ähnlichkeit mit der ebenfalls auf 1931 datierten Mariensäule auf dem Grab von Richard Kuöhl ist auffallend. Bei den schwarzen Fle-cken, die auf dem rechten Foto am Hals erkennbar sind, handelt es sich um Schnecken. Als Urbild der "stillen Dulderin" gilt bei den Christen die Jungfrau Maria. Sie hielt sich bescheiden im Hintergrund und entsprach somit in ihrem Verhalten und Wesen dem vielleicht nicht mehr gültigen Idealbild einer Frau.

Wir folgen dem "Stillen Weg". Nur wenige Meter hinter dem Mausoleum Riedemann weist ein Weg-weiser zum Cordes-Grab.
Grab von Wilhelm Cordes
Das Grab liegt ein wenig abseits des Weges. Cordes hatte sich diese Grabstätte selbst ausgesucht und selbst gestaltet. Es ist ein Ort zum Verweilen- etwas versteckt und mit einer Sitzbank versehen. Das Grabmal mit den drei singenden Puten wird Xaver Arnold zugeschrieben. Sie singen - wie es die Noten dem Kundigen verraten - das "Halleluja" aus "Christ ist entstanden"
Die Inschrift "Für den Schöpfer dieses Friedhofes" ist sachlich verkehrt. Cordes hat den Friedhof Ohlsdorf definitiv nicht geschaffen. Die Planungen bis zur Eröffnung kamen von der Baudeputation unter dem Oberingenieur Franz Andreas Meyer. Die ersten Arbeiten wurden unter der Leitung des Ingenieurs Horst durchgeführt.
Cordes kam erst später hinzu- jedoch hat wohl niemand einen so weitreichenden Einfluss auf die Ge-staltung des Friedhofes ausgeübt wie er. Die Senats- und Bürgerschafts-Commission für die Verlegung der Begräbnisplätze hatte bis 1883 die Oberaufsicht über den Ohlsdorfer Friedhof. Sie beschloss bald nach der Friedhofseröffnung die Anstellung eines Friedverwalters.
Im Juni 1879 wurde hierfür der in Hannover ausgebildete junge Architekt Johann Wilhelm Cordes ge-wählt. Cordes hatte seit 1874 als Architekt beim Bau der Außenalsteranlagen mitgewirkt. Er war seit 1877 als Bauleiter auf dem Friedhofsgelände tätig.
Der in Wilhelmsburg geborene Cordes lebte vom 11.3.1840 bis zum 31.8.1917. Das Grab wird von der Friedhofsverwaltung als Ehrengrab erhalten.
Sein Wohnhaus Fuhlsbüttler Straße 792 existiert noch.

Grabmal Alsen (AC12)
Das Grabmal auf dem Familiengrab Alsen (AC12), am "Stillen Weg" nahe dem Cordes-Grab nimmt dem Cordes-Grab fast die Schau: Ein Engel nimmt den siebenjährigen Harald mit sich. Auch diese Statue aus dem Jahre 1925 stammt von dem Kunstprofessor Arthur Bock. Wenn man sich den Sockel auf dem unteren Foto genauer ansieht, kann man links den eingeschlagenen Herkunftshinweis erkennen.
Die Grabanlage selbst stammt aus dem Jahre 1949 und ist somit erheblich jünger als die Skulptur.
 
Der Millionenhügel und das Grabmal Lehmkuhl
Wir folgen dem "Stillen Weg" und gelangen zu einer rechteckig und großzügig angelegten Grabanlage mit Treppen aus rotem Mainsandstein, die sich nördlich und oberhalb des Nordteichs befindet. Diese Anlage hat einen Spitznamen: Es ist der "Millionenhügel". Alle Gräber dieser Anlage sind aufwändig gestaltet, denn es sind hier nicht gerade die Mitglieder der ärmsten Hamburger Familien beerdigt. Das im zweiten Foto gezeigte Grab der Familie Lehmkuhl befindet sich im Mittelgang der Anlage. Diesmal nimmt der Engel einen Soldaten mit sich.
Es lohnt sich, bei dieser Gräberanlage besonders neugierig zu sein, denn man findet hier besonders prächtig ausgestattete Familiengräber.
Das Grab des Bildhauers Gerhard Marcks (1889-1981) befindet sich auf dem südöstlich angrenzenden Hügel im Planfeld AD15,139-142 unmittelbar neben dem Familiengrab der Familie Thörl.
 
Das Mementograb auf dem Millionenhügel

Im Mittelgang der Grabanlage "Millionenhügel" des Ohlsdorfer Friedhofs befindet sich seit 1997 dies vom Bühnenbildner und Städteplaner Klaus Neumann geschaffene Denkmal, das so gar nicht zu den anderen Denkmälern passt. Es ist eine zweite Grabanlage von "Memento". Hinter den teilweise bunt verblendeten Öffnungen der stehenden Platte befanden sich noch im Sommer 2003 Kerzenhalter. Die Öffnungen sind in Blindenschrift angeordnet. Der Text lautet:

Memento
O lieb,
solang
du lieben
kannst!
O lieb,
solang
du lieben
magst!

Nachfolgend der gesamte Text des Gedichtes von Ferdinand von Freiligrath (1810-1876):
O lieb', solang du lieben kannst!
oder
Der Liebe Dauer

O lieb', solang du lieben kannst!
O lieb', solang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
Wo du an Gräbern stehst und klagst!


 
Und sorge, daß dein Herze glüht
Und Liebe hegt und Liebe trägt,
Solang ihm noch ein ander Herz
In Liebe warm entgegenschlägt!

Und wer dir seine Brust erschließt,
O tu ihm, was du kannst, zulieb'!
Und mach' ihm jede Stunde froh,
Und mach ihm keine Stunde trüb!

Und hüte deine Zunge wohl,
Bald ist ein böses Wort gesagt!
O Gott, es war nicht bös gemeint, -
Der andre aber geht und klagt.

O lieb', solang du lieben kannst!
O lieb', solang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
Wo du an Gräbern stehst und klagst!

Dann kniest du nieder an der Gruft
Und birgst die Augen, trüb und naß,
- Sie sehn den andern nimmermehr -
Ins lange, feuchte Kirchhofsgras. 
Und sprichst: O schau' auf mich herab,
Der hier an deinem Grabe weint!
Vergib, daß ich gekränkt dich hab'!
O Gott, es war nicht bös gemeint!

Er aber sieht und hört dich nicht,
Kommt nicht, daß du ihn froh umfängst;
Der Mund, der oft dich küßte, spricht
Nie wieder: Ich vergab dir längst!

Er tat's, vergab dir lange schon,
Doch manche heiße Träne fiel
Um dich und um dein herbes Wort -
Doch still - er ruht, er ist am Ziel!

O lieb', solang du lieben kannst!
O lieb', solang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
Wo du an Gräbern stehst und klagst! 

Beispiel eines Bronzereliefs mit einer Abschiedszene. Rechts oben auf dem Relief steht der gleiche Text: "O LIEB SOLANG DU LIEBEN KANNST".
Das mit HP signierte Relief befindet sich am Grabmal E.Horst (1902) im Planfeld X21,41-48 auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Die Abschiedszene zeigt von links nach rechts einen Todesengel, ein kniendes Kind und eine sitzende Frau. Die Frau gibt dem Kind einen letzten Abschiedskuss auf die Stirn und hält tröstend (Handfläche der Frau weist nach oben) die Hand des Kindes. Der Todesengel hat das Kind am Oberarm ergriffen, wohl in der Absicht, die Frau und das Kind zu trennen.

Die beiden letzten Zeilen des Gedichtes sind auf der Rückwand der Exedra (Ausbau zum Sitzen) des großen Grabmals Klein/Reichel/ Howoldt/Wenk aus dem Jahre 1918 in Planfeld Y13,9-16 zu finden. Das Grabmal ist aufgrund seiner lebensgroßen Figurengruppe besonders auffällig. Die mit Hans W. Dammann signierte Gruppe besteht aus einem sitzenden Herrn mit Vollbart, einer Dame und einem fast erwachsenen Mädchen vor einem Kreuz. Das Mädchen fasst sich ans Herz.

Grabmale Marcks und Familie Thörl
Dies sind zwei Beispiele aus den Grabmalen am Millionenhügel. Das Grab des Bildhauers Gerhard Marcks (1889-1981) befindet sich auf dem südöstlich angrenzenden Hügel im Planfeld AD15,139-142 unmittelbar neben dem Familiengrab der Familie Thörl. Die Engelsplaketten am Gitter der Familiengrabs Thörl und deren etwa 15 cm breite Schmetterlinge an der Umfassungsmauer sind nette Ausschmückungen dieser Grabanlage.Das bekannteste Werk des Bildhauers Gerhard Marcks auf dem Ohlsdorfer Friedhof ist das Bombenopfer Mahnmal (Bp-Bo 66,67)
Oben: Familengrab Thörl. Rechts unten am Eingangspfeiler ist vermerkt: Alfred Martin Arch.
Die Familie Thörl beschäftigte sich mit der Gewinnung von Pflanzenöl. Der Kommerzienrat Johann Friedrich Thörl (1820-1886) ist hier nicht begraben. Sein Familiengrab befindet sich in Harburg, Neuer Friedhof, Bremer Straße 236. Er kam 1854 als Kaufmann nach Harburg. 1863 wurde die "Chemische Fabrik Thörl & Heidtmann" gegründet. Danach beteiligte er sich an weiteren Unternehmen der Pflanzenölgewinnung. Insbesondere errichtete er 1883 die "F. Thörls Vereinigte Harburger Ölfabriken AG". Hier wurde erstmals Speiseöl aus ägyptischer Baumwolle und später aus Palmkernöl, Leinsaat und Raps gewonnen.
Hier in Ohlsdorf in der bereits 1909/1910 errichteten Grabstätte ist u.a. sein Sohn Friedrich H.L. Thörl (1857-1936) und dessen Frau Julia Thörl (1862-1948) beigesetzt. Vielleicht sind sie es, die das Relief darstellt. 1927 wurde Friedrich H.L. Thörl Ehrenbürger Hamburgs.Friedrich H.L. Thörl baute die ver-schiedenen Pflanzenölfirmen aus. An dieser damals größten Ölfabrikgruppe der Welt übernahm im Juli 1922 Van den Bergh die Aktienmehrheit. Van den Bergh ist eine der Keimzellen des 1929 durch Verschmelzung entstandenen Konsumgüterkonzerns Unilever. Somit wurden die "F. Thörls Vereinigte Harburger Ölfabriken AG" 1929 ein Bestandteil des Unilever-Konzern. 1986 verkaufte sie der Konzern an Archer Daniel Midlands. Ein Jahr später schloss Archer Daniel Midlands die Ölfabrik in Harburg, da das Hafenbecken für die Sojafrachter aus Übersee zu flach war. Ein Umladen auf Schuten wäre un-wirtschaftlich gewesen.

Grabmal Hagenbeck (AE15,43-58)

Das Familiengrab Hagenbeck befindet sich in der nordöstlichen Ecke des Millionenhügels am dem oberen Weg. Der Bronzelöwe stellt seit 1913 sicher, dass das Grab nicht durch Unbefugte betreten wird. Der Bronzelöwe stellt Carl Hagenbecks Lieblingslöwen "Triest" dar.1848 begann der damalige Fischhändler Gottfried Clas Carl Hagenbeck mit der Ausstellung von Seehunden auf dem Spielbudenplatz in Hamburg St. Pauli. 1863 gründete er auf dem Spielbudenplatz seine Tierhandlung und Menagerie. Gegen Ende des 19.Jahrhunderts bot St. Pauli ein breites Spektrum an Unterhaltung vom Tingeltangel bis zum Weltstadtvariete. Gaukler und Artisten zeigten ihre Kunst häufig unter freiem Himmel. Sein ältester Sohn Carl Gottfried Heinrich Hagenbeck (1844-1913) übernahm 1866 das Geschäft. Bald war es das größte Tierhandelshaus der Welt. Am Neuen Pferdemarkt 13 eröffnete "Hagenbeck´s Thierpark".1874 erwarb Carl Gottfried Heinrich Hagenbeck (Carl Hagenbeck) ein 6200 m² großes Gelände zwischen Neuer Pferdemarkt und Ludwigstraße. In diesem Garten führte er neben wilden Tieren auch Menschen aus anderen Kontinenten vor. Der Betrieb florierte. Es wurde ein Zirkus gegründet, die "zahme Dressur" der Löwen erfunden und das Patent für die gitterlosen Freigehege angemeldet.1897 kaufte Carl Hagenbeck ein etwa 18000 m² großes Gelände in Hamburg Stellingen. Der Kauf wurde innerhalb von nur zwei Tagen abgewickelt. Man sieht: damals konnten Unternehmer Entscheidungen rasch treffen, denn sie hatten noch keine Computer! Am 7.Mai 1907 wurde in Hamburg-Stellingen der mit künstlichen Felsen bestückte "Hagenbecks Tierpark" eröffnet. Die Tiere sollten unter möglichst naturgetreuen Bedingungen gezeigt werden und leben. Eine Besonderheit war damals die Gestaltung der Gehege, die es ermöglichte, Tiere ohne störende Gitter und Käfige zu zeigen. Der Tierpark wurde ständig ausgebaut. Er bietet reizvolle Ansichten, die dem Besucher gelegentlich vergessen lassen, dass er sich in einem Zoo befindet. Seit 1997 steht Hagenbecks Tierpark unter Denkmalschutz.

Die Mausoleen am Westring

Vom Millionenhügel aus gehen wir in Richtung Nordost und stoßen auf die Straße Westring. Hier gibt es eine Stelle mit mehreren Mausoleen, denn wir befinden uns in der Nähe des Friedhofzauns, und dadurch war es möglich, die Baumaterialien herbeizuschaffen, ohne durch den ganzen Friedhof fahren zu müssen. Einige der Mausoleen auf dem Ohlsdorfer Friedhof sind ziemlich verfallen, andere machen einen gut erhaltenen oder frisch renovierten Eindruck. Das gelbe Hinweisschild an der Tür des Mauso-leums der Familie des Senators Jenisch im oberen Bild ist eine Warnung vor der Baufälligkeit dieses Gebäudes (Stand: Oktober 2002/Februar 2003).Das Schriftband über dem Eingang zu diesem Mausoleum lässt keine Zweifel zu, wer hier beigesetzt wurde: SENATOR JENISCH FAMILIEN-BEGRAEBNISS 
Die Angabe des Berufstitels hatte Kritik hervorgerufen - es gehört nicht zur Hamburger Bescheiden-heit, seinen Titel in der Öffentlichkeit hervorzuheben.
Dies Foto zeigt das Innere des Mausoleums des Barons von Schröder. Ich habe es durch ein Loch in der beschädigten Eingangstür hindurch mit dem Blitz fotografiert. Der Bankier Johann Heinrich von Schröder (1784-1883) gründete 1852 den Schröderstift. Bereits 1858 erhielt die Schröderstiftstraße in der Nähe der U-Bahn-Station Schlump ihren Namen. Dies 1906 errichtete Mausoleum hat einen acht-eckigen Grundriss mit 17,60 m Durchmesser. Das ergibt eine Grundfläche von weit über 200 m². Ge-nau die drei fotografierten Seiten des Achtecks sind für 24 Gruftzellen vorgesehen. Auf der Rückseite des Mausoleums ist ein entsprechender Erdwall aufgeschüttet. Es war vorgesehen, sechs Sarkopha-ge im Innenraum aufzustellen. Das geschah jedoch nicht.

Familien Jenisch vs. Familie von Schröder
Der Hamburger Senator Martin Johann Jenisch (1760-1827) hinterließ ein Vermögen. Sein ältester Sohn Martin Johann Jenisch junior (1798-1857) ließ ihm ein stattliches Mausoleum auf dem Begräb-nisplatz der St. Katharinen-Kirche vor dem Dammtor erbauen. 1928 wurde der Senator dort beige-setzt.Als die Dammtorfriedhöfe aufgelöst wurden, konnte man das Mausoleum nicht wie ein normales Grabmal umsetzen. Also baute man es in fast gleicher Form auf dem Hauptfriedhof Ohlsdorf erneut auf. Der wesentliche Unterschied betrifft die Lage der Kolumbarien. Sie sind in Ohlsdorf oberirdisch zu beiden Seiten der etwa 50 m² großen Halle angeordnet. Bei dem Vorgängerbau lagen sie unter der Erdoberfläche.Das Jenisch-Mausoleum war bis 1862 das größte Mausoleum auf den Dammtorfriedhöfen. Dann wurde es von dem neu erbauten Mausoleum des Barons von Schröder 1862/63 übertrumpft. Dies Mausoleum hatte sogar einen privaten Eingang von der Straße aus!Auch für das erste Mausoleum des Barons von Schröder wurde in Ohlsdorf ein Ersatzbau geschaffen. Auch dieser Bau ist deutlich größer als das Mausoleum Jenisch.Der Architekt Franz Joachim Forsmann (1795-1878) war für den Bau des ersten Jenisch-Mausoleums und für den Bau des Jenisch-Hauses in Flottbek zuständig. Bezieht man das Jenisch-Haus mit ein, so ist der Ausgang des Wettstreits zwi-schen den beiden Familien gar nicht mehr so einfach zu entscheiden...Vielleicht war es gar kein Wettstreit!
 

Im frischen Glanz erstrahlt das 1910 errichtete Mausoleum Hoefele (AH20,420-421) im April 2003.Links und rechts in den Anbauten befinden sich die beiden Gruftzellen. Die beiden Säulen bilden ein eindrucksvolles Portal. Im Inneren des Andachtraums sitzt eine Trauernde aus weißem Marmor. Sie wurde 1910 von Hans W. Dammann erschaffen. Vergleiche Familiengrab Keitel (O24). Die Grundfläche dieses Mausoleums beträgt 54,9m2. Der Grundriss des Erdgeschosses ist quadratisch, der Aufbau ist über dem fast würfelförmigen Unterbau ist rund.
Nachtrag Januar 2006: mittlerweile schmücken vier verspielt wirkende Kinderfiguren das Dach. Der bauliche Eindruck, den das Mausoleum macht, verliert dadurch an Strenge.

Ein Exkurs:
Mausoleum (Mehrzahl: Mausoleen)
Diese Art der Grabmale sind nach dem Grabmonument des Königs Mausolos II (gestorben je nach Informationsquelle 352 v.Chr. oder 353 v.Chr.) in Halikarnassos, im Südwesten Kleinasiens an der Küste gelegen, benannt. Dies Mausoleum war eines der 7 Weltwunder. Es steht schon lange nicht mehr, denn es gab Erdbeben und später Kreuzritter, denen die Überreste des Mausoleums als Bau-material für eine Hafenfestung gerade recht waren. Im British Museum zu London sind einige Teile des Mausoleums von Halikarnassos ausgestellt, denn die Stelle, an der das Mausoleum stand, wurde 1857 von dem englischen Orientalisten Sir Charles Newton und seiner Expedition wiedergefunden. Diese Expedition fand im Namen des Museums statt.Keines der Mausoleen auf dem Ohlsdorfer Friedhof ist auch nur annähernd so groß wie das Mausoleum in Halikarnassos. Es war immerhin 49 Meter hoch. Die Grundfläche der Baugrube soll 39 mal 33 Meter betragen haben.

Die Plastik "Das Schicksal" am Westring (AH17)
Die Plastik "Das Schicksal" steht zwischen den Mausoleen und ist nicht zu übersehen. "Das Schicksal" wird durch eine kräftige Frau symbolisiert, die ihre bemitleidenswerten Opfer an den Haaren hinter sich herschleift. So germanisch-heldenhaft, wie die Hauptperson der Plastik dargestellt ist, könnte sie vom Kunstprofessor Arthur Bock stammen! Das tut sie jedoch nicht. Der Bildhauer ist Hugo Lederer (1871-1940) aus Berlin. Die Plastik "Das Schicksal" stammt aus dem Jahre 1905. Sie befand sich bis 1956 im Garten der Familie Eduard Lippert am Alsterufer (Harvestehuder Weg 107. Das damalige Gebäude ist mittlerweile erneuert worden). Die bekannteste Statue von Hugo Lederer ist das Bismarck-Denkmal am Stintfang in der Nähe der St. Pauli Landungsbrücken. Es wurde 1906 eingeweiht und ist mit 36 m Höhe das größte Denkmal Hamburgs. Hugo Lederer arbeitete von 1903 bis 1906 daran. Bismarck stellt dabei einen "Roland" als Symbol einer freien Stadt dar.
Die Plastik "Das Schicksal" hat den Spitznamen "Grausame Gräfin" bekommen. Es ist eindeutig: So geht man nicht mit den Menschen um! Gleich nebenan im Rhododendrongebüsch hinter der "Grau-samen Gräfin" im Planfeld AH17,9-32 steht bereits seit 1910 ein Gegendenkmal: das Familiengrab Simms zeigt auch uns Hanseaten, wie die Italiener sich in einer ähnlichen Situation verhalten würden. Dies Grabdenkmal ist eine Kopie von Michelangelos Pietá in St. Peter (Vatikan)

Familiengräber Faster-Fetrás (AD20,68-77)Stockhausen (AD20, 17-36)
Friedhof Ohlsdorf, Kapelle 7
Auch die Kapelle 7 (Kapelle VII) wurde nach Plänen von Wilhelm Cordes errichtet und 1908 fertig gestellt. Die Turmaufbauten und Gauben wurden entfernt, so dass der Gesamteindruck des Gebäudes sehr gelitten hat. Der kaum erkennbare Engel im Vordergrund des Fotos steht auf dem Familiengrab von Wilhelm Edelmann im Planfeld AE20. Vor dem auf dem Foto kaum erkennbaren Eingang der Kapelle befindet sich eine große Rasenfläche. Wenn Sie sich für Musik und Tanz begeistern können, sollten Sie von dem Kapelleneingang aus auf den Rasen gehen. Am linken Rand des Rasens erblicken Sie das Familiengrab Faster-Fetrás mit seinem großen Findling. Von besonderer Bedeutung ist der sich vor dem Findling befindliche Kissenstein aus schwarzem Granit.
Sofern Sie zu dem oben genannten Personenkreis gehören, haben Sie von Otto Friedrich Faster bzw. Otto Faster alias Oscar Fetrás (16.2.1854 - 10.1.1931) sicher etwas gehört, denn er war im Bereich Tanz- und Unterhal¬tungsmusik sehr erfolgreich. Sein bekanntestes Werk ist der Orchesterwalzer "Mondnacht auf der Alster". Nach ihm wurde 1951 der Fetrasweg in Hamburg-Rahlstedt benannt. Er war zunächst Kaufmann, Prokurist bei Laeisz, dann Musiker im Uhlenhorster Fährhaus.

Stockhausen (AD20, 17-36) 
Das nächste Grab eines Musikers befindet sich gleich um die Ecke. Dazu geht man am Rasenrand entlang bis zum Ende des Rasens und biegt in den Weg nach links ein. Schon steht man vor dem Familiengrab Julius Stockhausen. Julius Christian Stockhausen (* 22.7.1826 in Paris, †22.9.1906 in Frankfurt am Main) galt als der bedeutendste deutsche Lieder- und Oratoriensänger (Bariton) seiner Zeit. Außerdem war er Gesangspädagoge und Dirigent. Das Grabmal ist über 5 m hoch. An dem Giebel schaut der Kopf von Herrn Stockhausen in Richtung Wiese. An beiden Seiten sitzt je eine Frau. Zwischen beiden Frauen befindet sich ein Becken. Die Frau mit dem Kopftuch verkörpert das "geistliche Lied", die Frau mit dem Kranz auf dem Kopf verkörpert das "weltliche Lied". Man könnte versuchen, diese Interpretation der Bedeutung beider Frauen auf das nächste Grabmal unserer Expedition auf dem Ohlsdorfer Friedhof anzuwenden. 
In Hamburg war Julius Stockhausen von 1862 bis 1867 Dirigent und Leiter der Philharmonischen Konzerte und der Singakademie. 
Sein Grab befindet sich in der Nähe einer Wiese an einem Seitenweg, der an der Wiese vorbeiführt. Die Stockhausenstraße ist eine kleine Seitenstraße, die vom Wiesendamm in der Nähe des Bahnhofs Barmbek abzweigt. 

Von der Kapelle 7 aus gehen wir den Nordring weiter in Richtung Osten, um zur Kapelle 6 zu gelangen. Auf dem Weg dahin kommen wir beim Wasserturm am Anzuchtsgarten vorbei. Ungefähr 30 m vor dem Wasserturm führt ein gepflasterter Fußweg nach rechts (Richtung Süden) ab. Etwa 20 m von der Straße Nordring entfernt auf der linken Seite dieses Fußweges knien zwei Frauen in etwa 1½ m Abstand einander gegenüber. Auch hier trägt ein der Frauen ein Kopftuch! Genau wie beim Grabmal Stockhausen befindet sich zwischen beiden Frauen ein Becken. Das schauen wir uns auf der nächsten Seite genauer an.

Grab Franziska Jahns - Hoffnung und Trauer (AG24,110-112) 
Von der Kapelle 7 aus gingen wir den Nordring weiter in Richtung Osten auf die Kapelle 6 zu. Dabei bogen wir in den gepflasterten Fußweg etwa 30 m vor dem Wasserturm nach rechts ab. Etwa 20 m von der Straße Nordring entfernt auf der linken Seite dieses Fußweges knien zwei Frauen in etwa 1½ m Abstand einander gegenüber. Der Steinrahmen misst etwa 1½ m im Geviert. Der Unterschied zwischen beiden knienden Frauen ist eindeutig: die linke Frau ist in sich gekehrt und symbolisiert Trauer, Ergebenheit und Verzweiflung. Die rechte Frau schaut voller Hoffnung nach oben. Die Symbo-lik wird durch Mimik, Körperhaltung, Kleidung und Haltung der Hände verdeutlicht. Ein Rätsel sind die weißen glasierten Einsätze im Steinrahmen. Was mögen sie bedeuten? Mich erinnern sie an fünfza-ckige Seesterne. Vielleicht sollen sie Sterne darstellen und es handelt sich um eine Anspielung auf das Märchen "Die Sterntaler". Ein zweites Rätsel ist die Tatsache, dass sich der Rahmen vor den Frauen erhebt und somit einen Tisch und gleichzeitig eine Öffnung bildet. Erhalten die Frauen vielleicht Zugang zum Inneren des Rahmens? Die "Trauernde" hat einen einzigen weißen Stern auf dem Tisch vor sich, die "Hoffende" hat derer drei. Weshalb dieser Unterschied ?Die "Trauernde" bewahrt den einen und einzigen Stern, die "Hoffende" scheint weitere Sterne zu erwarten. Dagegen ist es kein Rätsel, weshalb die glücklich lächelnde Frau von Licht umflutet wird. Es handelt sich um eine Gegen-lichtaufnahme mit Aufhellungsblitz bei leicht dunstigem Wetter.
Richard Josef Luksch hat dies Grabmal 1908 gefertigt. Vor dem Steinrahmen liegt eine Schriftplatte in voller Breite des Rahmens. In großer Schrift mit abgerundeten Ecken steht der Name Franziska Jahns. Aus einer ebenso großen Schriftplatte auf der Rückseite des Rahmens geht hervor, dass sie von 1850 bis 1907 lebte.

Wir gehen zurück zum Nordring weiter in Richtung Osten, um zur Kapelle 6 zu gelangen. Dabei pas-sieren wir eine interessante Stelle unmittelbar gegenüber dem Eingang zur Anzuchtsgärtnerei beim Wasserturm aus dem Jahre 1912 in Planfeld AH25. Hier führt etwa 300 m weit in Richtung Süden ein Weg. Er ist an beiden Seiten von Knickwällen begrenzt. Die Bezeichnung eines solchen Weges ist "Redder".

Erklärungstafel zu Kapelle 6: Dieser 1904 nach Entwürfen von Albert Erbe vom Hochbauamt errichtete Bau behält zwar das Raumprogramm und den Grundriss der Kapellenbauten von Friedhofsdirektor Wilhelm Cordes bei, zeigt aber statt deren malerischer Auffassung ein strengeres Äußeres: Die Kapel-le bietet auf den sich jeweils gegenüberliegenden Seiten fast deckungsgleiche Ansichten. In der Zu-sammenfassung und Klärung der Formen macht sich der Einfluss des sich damals herausbildenden Heimatstils bemerkbar. 
Die Kapelle 6 (Kapelle VI) wurde nicht von Wilhelm Cordes errichtet, obwohl sie aus der gleichen Zeit stammt, wie die anderen Kapellen (5,7 und 8) des Erweiterungsgebiets, welches im Zeitraum von 1896 bis 1900 im Norden des Friedhofs hinzugekauft wurde.
Heimatstil:
Unter dem Einfluss des Jugendstils entwickelte sich der Heimatstil, ein nur wenig bekannter Stilbegriff. Er ist eine Variante des Jugendstils, jedoch ohne dessen Ornamentik und ist sachlicher. Zwischen 1900 und 1920 erfreute sich der Stil einer breiten Akzeptanz bei den Bauherren. Merkmale sind: einfache, eher behäbige, hohe Walm- und Satteldächer, geschweifte Giebel und materialgerechte Konstruktionen. Verzierungen wurden auf ein Mindestmaß begrenzt, damit der Charakter der Einfachheit erhalten bleibt. Feingliedrig gestaltete waagerecht gegliederte Sprossenfenster waren das wesentliche gliedernde und schmückende Element der Fassaden.

Bei Kapelle 6 beginnt unser Rückweg. Von der Kapelle 6 aus folgen wir der Straße "Ostring" und bie-gen den dritten oder vierten Fußweg hinter der Gärtnerei nach rechts (Richtung Westen) ein. Beide Wege verlaufen parallel. Wir folgen einem dieser beiden Wege bis zum Grabmal "Freiherr von Ohlen-dorff"; allerdings machen wir auf unserem Weg dahin kleine Abstecher.

Denkmal des August-Heerlein-Stiftes (AB27,1-115/AB28,1-35)

Das Grabmal wurde zum 100-jährigen Geburtstag des Stifters August Heerlein aufgestellt. Die Statue zeigt eine hockende junge Frau in einem ausgeschnittenen dünnen Hemd. Sie hält einen Kranz in der rechten erhobenen Hand. Sie kniet nicht unmittelbar auf dem steinernen Sockel, denn sie hat sich eine reich verzierte Decke untergelegt. Wenn man die späteren Arbeiten des Kunstprofessors Arthur Bock kennt, wird man kaum glauben, dass auch dies Denkmal des August-Heerlein-Stiftes (aus dem Jahre 1904 in den Planfeldern AB27,1-115/AB28,1-35) von ihm stammt. Arthur Bock hat seine bild-hauerischen Arbeiten mit einem naturrealisten Stil begonnen. Ein weiteres Beispiel aus dieser Zeit ist das Grabmal Rodatz/Roeder aus dem Jahre 1903 im Planquadrat R6,26-29/R7,9-12.

Der August-Heerlein-Stift war eine Stiftung von Armenwohnungen in Hamburg St.Georg. Die Stiftung wurde von dem Weinhändler Caspar Heerlein sowie der Witwe und der Tochter des August Heerlein 1893-94 gegründet. Es sollten laut Stiftungssurkunde Freiwohnungen hiesigen unbemittelten, christlichen Witwen und Jungfrauen, aus gebildeten Gesellschaftskreisen, die keine öffentliche Unterstützung genießen, ohne irgendwelche Gegenleistungen überlassen werden. Den Lebenunterhalt bestritten die Stiftsbewohnerinnen selbst. Die Tochter Anna Elisabeth Heerlein war die letzten Jahren ihres Lebens an den Rollstuhl gefesselt. In ihrem Testament erweiterte sie die Stiftung um kostenlose ärztliche Unterstützung für chronisch Kranke. Jetzt ist die Heerlein- und Zindler-Stiftung ein Alten- und Pflegeheim in der Straße Koppel 17 in Hamburg St.Georg. Es ist ein sehenswerter Gebäudekomplex mit einem schönen geschmiedeten Tor und einer Gedenktafel -siehe Bild- im Torweg.

Auch August Heerlein (21.Sep.1804-5.Aug.1878), seine Frau Maria Elisabeth geb. Cords (18.Feb.1815-25.Juli 1899) und die Tochter Anna Elisabeth (9.März 1836-9.Nov.1908) liegen auf dem Ohlsdorfer Friedhof begraben. Das Familiengrab an der Nordseite der Kapellenstraße in der unmittelbaren Nähe des Planfelds T14,145 wird durch einen schwarzen Obelisken geschmückt.

Pulvermanns Grab
(AB25,96-100)
F.C. Lauenstein

Das Grabmal Heerlein befindet sich an einem breiten Fußweg. Wir folgen diesem Fußweg in Richtung Westen. Nach gut 100 Metern vereint sich von rechts kommend im spitzen Winkel ein ähnlich gut ausgebauter Fußweg mit unserem Fußweg. Nur wenige Meter rechts neben dieser Stelle, aber trotz-dem von dem Fußweg aus kaum sichtbar, steht ein großes Grabmal. Es ist Pulvermanns Grab.
Eduard F. Pulvermann belegt die zweite Liegestelle von links.
Dies Wissen erleichtert es sehr, die Handhaltung der Jesus-Statue zu deuten: Jesus zeigt Eduard F. Pulvermann, welche Höhe das Ein- und das Aussprungsrick erhalten sollen. Natürlich handelt es sich um die Koppelricken, die das Pferd beim Springderby vor und hinter dem 2 m breiten Wassergraben überspringen soll. Das nach Eduard F. Pulvermann (*2.9.1882, †9.4.1944) benannte Hindernis wurde 1919 beim ersten Nachkriegsturnier in Travemünde eingerichtet. Pulvermann war für den Aufbau der Hindernisse zuständig. Um sie auszuprobieren, machte er einen Proberitt. Hierbei sprang das Pferd über das erste Rick, erblickte erst jetzt den Wassergraben und blieb schlagartig vor dem Graben stehen. Aufgrund der Massenträgheit setzte der Reiter die urspüngliche Bewegung fort und landete im Graben. Sein Freund E.v. Buddenbrock-Plätzig rief aus: "Ah, das ist Pulvermanns Grab!". So hatte dies Hindernis seinen Namen erhalten.
Die Grabwand ist 12 m breit. Der Abstand zwischen Ein- und Aussprungsrick beim nach Pulvermann benannten Hindernis ist mit 15 m nur 3 m größer. Das Grabmal wurde 1913 von Prof. Br. Kruse ges-taltet.
F.C. Lauenstein
Deutlich neuer ist ein Grabstein mit der Aufschrift "F.C. Lauenstein", der dem Familiengrab Pulver-mann schräg gegenüber steht. Leider sind keine Geburts- und Sterbedaten auf dem Grabstein ver-merkt. Deshalb weiß ich nicht, ob es sich um ein Familiengrab für die Familie des Wagenbauers F.C. Lauenstein handelt. Seine Fabrik baute die ersten Wagen für die Bergedorfer Eisenbahn, für die erste deutsche Pferdebahn in Berlin und für die ersten Pferdebahnen in Hamburg.

Grabmale Brix Hansen und Emil von Bröckel (Z25) 
Eigentlich könnte mir so etwas nicht mehr passieren: am 22.Februar 2003 habe ich mich auf dem Ohlsdorfer Friedhof verlaufen! Das hat jedoch etwas Gutes gehabt: ich habe diese beiden Gräber auf dem sogenannten "Professorenfeld" für mich entdeckt. Das von Arthur Bock gefertigte Grabmal des Familiengrabs Emil von Bröckel (Z25, 265-272) war frisch renoviert, und direkt daneben steht das Grabmal für Brix Hansen (1872-1931) auf der Position Z25, 273-280. Es sieht so aus, als ob es von Richard Kuöhl gearbeitet sei. Das täuscht aber, denn das Relief stammt von Walter von Rucktesche-de-Bachan. Es stellt einen Fischer auf seinem Segelboot in stürmischer See dar. Beide Gräber sind im Planfeld Z25 und nicht zu übersehen.
Nur etwa 50 m weiter östlich (Z27,117-124) befindet sich das Grabmal Schoknecht mit einer weiteren Statue von Arthur Bock. So weit braucht man gar nicht zu gehen, denn nur 10m entfernt befindet sich eine der hübschesten Statuen von Arthur Bock. Es ist Psyche (die Geliebte Amors, dargestellt als junge Frau mit Schmetterlingsflügeln) aus Bronze auf dem Grab Emde, Planfeld Z25,245-248/Z26,298-300. Psyche hält beide Hände mit der offenen Seite nach oben vor ihren Oberkörper. Auf ihrer linken Hand ist ein Schmetterling gelandet. Das "Professorenfeld" befindet sich im Bereich der Planfelder AA-Z 25-27. Vom vorigen Platz (Pulvermanns Grab) aus ist es vielleicht 100 m in nordöstlicher Richtung entfernt. Es führt jedoch kein direkter Weg dorthin, sondern man muss ein wenig im Zich-Zack gehen. 

Um zu den nachfolgenden Zielen zu gelangen, geht man am besten zu dem Fußweg zurück, an dem Pulvermanns Grab liegt. Dann folgt man dem Weg in Richtung Westen. Das Familiengrab Böhm ex Arnstedt liegt rechts an diesem Fußweges.

Das Grabmal Familie Böhm ex Arnstedt (AB20,26-30)
Unser nächstes Ziel ist das Mausoleum Ohlendorff. Jedoch empfehle ich, zunächst an dem Mauso-leum vorbei zu gehen und sich auf der nördlichen Seite des Baches ein wenig umzuschauen. Hier gibt es viele aufwändig gestaltete Grabanlagen. Das Familiengrab Böhm (ursprünglich Familie Arnstedt) ist nur ein Beispiel davon. Die Ädikula (d.h. ein Sockel mit zwei Stützen, darauf ein Giebelgebälk) umrahmt eine Nische. In der Nische befindet sich ein Relief aus weißem Marmor. Dargestellt wird ein sitzender junger Mann, der den gesenkten Kopf abgestützt hat. In der anderen Hand hält er eine verlöschende Fackel, die das erlöschende Leben symbolisiert.
Das Relief wurde 1910 von Paul Wilhelm Henle (1887-1862) geschaffen. Die Ähnlichkeit mit den Reli-efs der Grabstätte Cohen/ Rosenfeld ist unverkennbar.

 
Abbildung 2 Grabwand Traun/Bruhn - unverkennbar: Wilhelm Cordes
Einige wirklich aufwändige Grabmale in diesem Bereich sind
Name errichtet Planfeld
Dralle 1913 AC20,128-156/
AC21,224-233
Stockhausen 1906 AD20,17-36
Sienknecht 1938 AD20,137-140
Traun/Bruhn 1908/1909 AC18,1-28
Die Straße Sthamerkai wurde nach ihm benannt.Das Familiengrab ist nur schwer zu finden, denn es ist (Stand März 2007) ziemlich verfallen und zugewuchert. Es liegt nur 20 m vom oben beschrieben Grab Böhm ex Arnstedt entfernt. Ein guter Ausgangspunkt, um es zu finden, ist der Bach, der die beiden Teiche westlich des Mausoleums Ohlendorff miteinander verbindet. Der Fußweg überquert den Bach; genau an dieser Stelle zweigt ein weitere Fußweg in Richtung Norden ab. Die gedachte gerade Verlängerung dieses Fußweges führt genau zum Familiengrab Sthamer.
In der Nacht vom 8. auf den 9. April 1940 landeten deutsche Streitkräfte in Norwegen. Beim Eindrin-gen in den Oslofjord ging dabei der nagelneue schwere Kreuzer "Blücher" verloren. Zwei norwegische Küstenbatterien beschädigte den Kreuzer schwer. Anschließend wurde das brennende Schiff von zwei Torpedos aus einer bis dahin unbekannten Torpedobatterie getroffen und sank. Die kurze Geschichte des Kreuzers und seine Spezifikationen sind im Lexikon der Wehrmacht nachzulesen.
Es ist paradox: der damals modernste Kreuzer der deutschen Kriegsmarine wurde von schon damals veralteten deutschen Krupp-Kanonen beschossen und schwer beschädigt.

Zum nächsten Ziel, dem Mausoleum Ohlendorff, gelangt man, wenn man am Bach entlang Richtung Osten geht. Das Mausoleum befindet an dem kleinen Teich am Ende des Baches. Vom Teich aus betrachtet, sieht es aus wie der Rodelhügel eines Kinderspielplatzes.
 
Heinrich Freiherr von Ohlendorff - Familiengrab (AA 21-22) 
Auf der Rückseite des Mausoleums "Heinrich Freiherr von Ohlendorff Familiengrab" steht ein kleineres Mausoleum, und zwar das von August Freiherr von Ohlendorff. Das Foto habe ich im November 2002 aufgenommen. Anfang Juni blühen die Rhododendren, dann sieht es erheblich bunter aus! Übrigens, "kleineres" ist relativ zu sehen. Dies Mausoleum ist immerhin 5 m hoch!

Die Grabstelle "Heinrich Freiherr von Ohlendorff Familiengrab" wird als Mausoleum eingestuft. Auf der Rückseite des Mausoleums steht das kleinere Mausoleum "August Freiherr von Ohlendorff". Das Mausoleums ist imposant- man könnte fast meinen, auf einer Freilichtbühne zu stehen! Es wurde von 1899 bis 1900 erbaut. Es ist von einem Erdwall umgeben und steht selbst in einer etwa einen Meter tiefen Grube. Die für den Erdwall benötigte Erde stammt aus dem nahe gelegenen Teich. Die beiden an diesem Bau beteiligten Architekten waren Martin Haller (der Architekt des Hamburger Rathauses) und Hermann Geißler. Als Bildhauer ist Bruno Kruse angegeben. In der Grube befand sich früher eine Gartenanlage. Jetzt befindet sich hier eine Rasenfläche. Links und rechts der Grube befinden sich die Grabgrüfte. Vor den Grüften befinden sich im Boden der Grube weitere Gräber. 
Das kleinere Mausoleum des Bruders "August Freiherr von Ohlendorff", auch als "der kleine Ohlen-dorff" bezeichnet, wurde 1911 an der Rückseite des großen Mausoleums gebaut.

Heinrich von Ohlendorff, Sohn des ersten Direktors des 1820 gegründeten Botanischen Gartens, war ein durch Guano-Import reich gewordener Kaufmann und Reeder. Er lebte vom 17.3.1836 bis zum 3.7.1928. Er wurde 1873 nach dem deutsch-französischen Krieg (1870/71) für seine Verdienste um die Verwundeten-Fürsorge geadelt. Seine Ernennung zum erblichen Stand des Freiherrn stammt aus dem Jahre 1889. Es war der Dank des damaligen Kaisers Wilhelm II dafür, dass er sich für den Zoll-anschluss Hamburgs an das Deutsche Reich eingesetzt hatte.Bereits vorher, im Jahre 1867, erwarb Ohlendorff die Jagd in den Dörfern Volksdorf, Sasel und Bergstedt sowie mehrere Volksdorfer Bau-ernhöfe. Für seine Jagdgäste wollte er ein repräsentatives Domizil schaffen. Deshalb fasste er seine vier Volksdorfer Bauernhöfe zu einem großen Gut zusammen. 1892 belief sich sein Grundbesitz auf 2,7 km².Durch den Verkauf von Baugrundstücken förderte er die Besiedlung Volksdorfs und seinen eigenen Geldbeutel. Besonders setzte er sich für den Bau der elektrischen Kleinbahn von Altrahlstedt nach Wohldorf ein. Auch dies war wohl nicht uneigennützig, denn eine gute Verkehrsanbindung stei-gert den Wert von Baugrundstücken.Er baute sich in Hamburg Hamm (dort, wo sich jetzt die U-Bahn-Station "Burgstraße" befindet) ein repräsentatives Palais (Eröffnungsball 1875). Das Anwesen wurde 1930 an die Stadt Hamburg verkauft und der ehemalige "Ohlendorff'sche Park" wurde zur öffentlichen Grünanlage. Das Palais wurde im Juli 1943 durch Bomben zerstört. 

Grabmal Hübner und Kirch - ein heißer Kuss (AA20,13-20)
Diese filmreife Szene erblickt man auf dem Familiengrab der Familien Hübner und Kirch, wenn man vom Ohlendorff-Mausoleum aus in westlicher Richtung zum Nordteich den Weg ZWISCHEN dem Bach und der Waldstraße südlich des Baches einschlägt. Am Sockel des Denkmals hat sich der Bildhauer verewigt: Kunstprofessor Arthur Bock - ER mal wieder! Außerdem befindet sich folgende Inschrift auf dem Sockel:

Trennung unser Los - Wiedersehen unsere Hoffnung.Der offizielle Name dieser Statue ist "Der Ab-schiedskuss". Sie wurde von Arthur Bock 1938 geschaffen.



Die verhoffenden Rehe
bei der Brücke am Nordteich
Von unserer vorletzten Stelle, dem Mausoleum des Freiherrn von Ohlendorff, gingen wir wieder nach Westen. Wir sollten auf einen Bach gestoßen sein, an dessen Ufer wir uns hielten. Etwas später kam eine Brücke über den Bach, und auf der rechten (nördlichen) Seite tauchte wieder der "Millionenhügel" auf. An dem Weg, der von der Brücke zum "Millionenhügel" führt, stehen im Gebüsch diese beiden Rehe. Man kann sich ihnen nähern, man kann sie streicheln: Diese Rehe laufen nicht weg und sind ganz zahm! 
Der Schöpfer dieser "Verhoffenden Rehe" ist Hans Martin Ruwoldt (1891-1969). Die beiden "Verhoffenden Rehe" gehören zum Grabmal Jäger (1934, AB 15).

Fast unmittelbar hinter den "Verhoffenden Rehen" befindet sich das Grabmal Kraemer aus rotem Sandstein. Vergleiche hierzu die Bemerkung beim Grabmal Wilhelm Cordes.Wasserbaudirektor Johannes Dalmann
Von den verhoffenden Rehen aus überschreiten wir auf der Brücke den Bach und folgen dem Weg nach Süden Richtung Straße. Etwa 10 m hinter der Brücke auf der linken Seite ragen zwei Schiffbugs aus dem Grabmal Glogner.

Wasserbaudirektor Johannes Dalmann
Noch etwa 5 m weiter, diesmal auf der rechten Seite des Weges im Planfeld AA 15,54-58, bewacht ein Sandsteinlöwe eine reich verzierte Bronzetafel mit dem Porträt eines alt aussehenden Herrn und der Inschrift

Wohl ihm er starb
eh Alter ihn geschwächt
die Frucht erfreut sein
künftiges Geschlecht.

Es ist kaum zu glauben, das das Porträt des alten Herrn den nur gut 50-jährigen Wasserbaudirektor Johannes Dalmann (1823-1875) darstellt! Die Bronzetafel war ehemals an einem etwa 4 m hohen felsartig behauenen Sandsteinblock in einer Nische eingesetzt. Der Löwe ruhte vor dem Felsen. Das Grabmal befand sich bis 1960 auf dem Friedhof St. Jacobi in Wandsbek. Als Erschaffer ist Wilhelm Hauers und -mitwirkend- Engelbert Peiffer genannt.

Grabanlage Dr. Johann Heinrich Burchard (AA 16,1-54)
Unmittelbar neben dem Fußweg, an der südlichen Seite des Baches, fällt ein aufgeschütteter Hügel am Nordteich mit einer grauen Mauer auf. Es ist das Grab des Bürgermeisters Dr. Johann Heinrich Burchard (AA 16). Dies fast schon pompöse Grab entwarf Fritz Schumacher. Es wurde von Richard Kuöhl in den Jahren 1913/1914 realisiert. Dr. Johann Heinrich Burchard starb am 6.September 1912. Viel hat er von seiner neuen Hamburger Hochbahn nicht gehabt! Noch am 15.Februar des gleichen Jahres hielt er in Barmbeck die Eröffnungsansprache für die neue Hochbahn- nachfolgend einige Auszüge: "Die großen Erwartungen, die wir hegten, sind nicht getäuscht worden. An festen Willen zum Schaffen, an eiserner Energie, souveräner Beherrschung der Technik und verständnisvollem Zusammenwirken mit den hamburgischen Instanzen haben die Erbauer der Hochbahn es zu keiner Zeit fehlen lassen. Der Senat und die Bürgerschaft sind hierfür dankbar. ... Das gewaltige Hochbahnunternehmen mit seinem Palladium, der allbeherrschenden elektrischen Kraft, wird getragen werden von der Gunst der Bevölkerung. Die Hochbahn AG bringt dem Senat und der Bürgerschaft wie dem ganzen Hamburg Vertrauen und guten Willen uneingeschränkt entgegen. Wir wollen es uns dafür unsererseits an Vertrauen und guten Willen nicht fehlen lassen. ... Für alle Hamburger ist die Hochbahn geschaffen - und allen soll sie nützen."
Der Nordteich (AB15)
Der Hinweis zum "verständnisvollen Zusammenwirken" stimmt nicht ganz mit den Tatsachen überein: der Bau der U-Bahn war an rund 300 Tagen nur eingeschränkt möglich, denn es wurde gestreikt und es gab Aussperrungen. Es waren fast immer nur einzelne Berufsgruppen an den Arbeitskämpfen be-teiligt.

Der Nordteich (Bild auf voriger Seite) im Planquadrat AB15 an der Straßenvereinigung aus Nordstra-ße, Waldstraße und Teichstraße gibt dem Friedhof einen Hauch von Romantik. Genau wie beim Südteich handelt es sich um ehemalige Viehtränken, die durch Buchten ausgestaltet und durch Bü-sche malerisch umsäumt sind.

Grabmal Harry Gondi (AB13,95-98) 
Das auf dem Foto gezeigte Grabmal findet man, wenn man auf der Straßenseite (am Kreisverkehr) um den Nordteich herum geht, und dann in den Fußweg unmittelbar westlich neben dem See einbiegt. Das Grabmal mit der Büste steht auf dem Grab des Schauspielers Harry Gondi (1900-1968). Nach dem, was ich im Internet gefunden habe, war er in den 1930er Jahren ein erfolgreicher Filmschauspie-ler.

Grabplatte des "Seeteufels" Felix Graf Luckner (AB13,89-90)
Die Grabplatte auf dem Grab des "Seeteufels" Felix Graf Luckner befindet sich nur wenige Schritte neben der Büste auf dem Grab des Schauspielers Harry Gorki. In dem oberen Teil der Grabplatte ist sein Schiff, S.M. Hilfskreuzer "Seeadler" dargestellt. Leider ist es aufgrund der Vermosung der Grabplatte Ende März 2003 kaum erkennbar. Über den bekannten Seehelden des Ersten Weltkriegs ist viel geschrieben worden. Der Offizier der Hamburg-Amerika-Linie kam bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs als Kapitänleutnant auf das Linienschiff "Kronprinz". Auf diesem Schiff nahm er an der Skagerrakseeschlacht teil. Danach wurde Luckner Kapitän des zum Hilfskreuzers umgebauten erbeuteten eisernen Dreimastvollschiffs "Seeadler" und betrieb Kaperkrieg. Die "Seeadler" wurde am 3.12.1916 als Hilfskreuzer in Dienst gestellt. Ihm fielen 23 Schiffe (davon versenkte er 14) mit etwa 40.000 BRT zum Opfer. (Je nach Quelle gibt es hierzu unterschiedliche Angaben). Dann strandete sein Schiff im August 1917 an einem Korallenriff der Insel Mopelia in der Südsee. Die Besatzung und er gerieten in neuseeländische Gefangenschaft. Erstaunlich ist: nur ein einziger feindlicher Seemann kam bei Luckners Kaperkrieg ums Leben. Am 3.März 1917 um 15 Uhr sichtete die "Seeadler" im Südatlantik den Frachtdampfer "Horngarth" aus Cardiff. Er stoppte erst nach Granatbeschuss. Die vierte Granate zerriss ein Dampfrohr und verbrühte vier Männer des Maschinenpersonals. Einer dieser Männer starb am nächsten Tag an den Verbrühungen. Nach Ende des ersten Weltkriegs ging Luckner in die Reichsmarine zur Marineschule Flensburg-Mürwig. Er führte das Segelschulschiff "Niobe". Er nahm 1922 oder 1923 als Korvettenkapitän den Abschied von der Marine und berichtete auf Vortragsreisen von seinen Kaperabenteuern. Insbesondere sein Buch "Seeteufel, Abenteuer aus meinem Leben" (1921) machte ihn berühmt. Allerdings soll das Buch einiges an Seemansgarn enthalten, und er soll nicht der einzige Autor des Buches gewesen sein (nur ein Sechstel des Buches soll wirklich von ihm geschrieben worden sein...).1940/1945 wohnte er mit seiner Frau im Hause seiner Mutter in Halle. Er muss ein mutiger Mann gewesen sein, denn er verhandelte Mitte April 1945 mit den Amerikanern und trug zusammen mit dem Arzt Dr. Weins und/oder dem Major Huhold dazu bei, dass Halle nicht durch Luftangriffe zerstört, sondern kampflos übergeben wurde. Luckner wurde daraufhin von der deutschen Reichsregierung zum Tode verurteilt. Prompt ernannte ihn die 104. amerikanischen Infanterie-Division "TIMBERWÖLFE" zum Ehrenoberst...Er wurde am 9.Juni 1881 in Dresden geboren und starb am 13.April 1966 in Malmö. In meinem alten Brockhaus von 1923 ist der 9.Juni 1884 als Geburtsdatum angegeben; das scheint jedoch verkehrt zu sein.

Ebenso abenteuerlich liest sich die Vorgeschichte des 1600 t großen amerikanischen Vollschiffs. Die 1878 in Dienst gestellte "Pass of Balmaha" wurde im Juli 1915 auf der Fahrt nach Murmansk von ei-nem britischen Kreuzer gestoppt. Mit einem Prisenkommando des Kreuzers an Bord sollte sie nach Großbritannien zur Inspektion gebracht werden. Das Prisenkommando bestand aus einem Offizier und sechs Soldaten.Jedoch wurde sie am 24.Juli 1915 von dem deutschen U-Boot U36 gestoppt. Zwar waren die USA waren zu diesem Zeitpunkt noch neutral, aber aus den Schiffspapieren ging hervor, dass sie zu Kriegsbeginn in britischem Besitz gewesen war. Sicherheitshalber hatte sich das britische Prisenkommando im Laderaum versteckt.Das deutsche Prisenkommando war erheblich kleiner- es bestand aus einem einzigen Steuermannsmaat. Er führte das Schiff zur Inspektion der Ladung nach Cuxhaven. Groß war die Überraschung, als man erst dort die 7 unversehrten britischen Soldaten im Laderaum entdeckte!Die Pass of Balmaha wurde zum Hilfskreuzer umgebaut. Dazu erhielt sie einen 1000 PS starken Dieselmotor und wurde wie ein norwegisches Schiff ausgerüstet- einschließlich der Bilder an den Wänden und der Privatpost der Besatzung. Auch die meisten der 64 Mitglieder der Kriegsbesatzung sprachen die norwegische Sprache.Der Erste Offizier der "Seeadler" war Leutnant zur See Kling. Er hatte die Idee mit dem als Segler getarnten Hilfskreuzers gehabt und den Umbau des Seglers geleitet.Quelle: Deutsche Seestreitkräfte in Erfahrungsberichten, Seeteufel und Skagerrak, Verlagsunion Pabel Moewig KG, Rastatt, keine Verfasserangabe, keine Jahresangabe.

Familiengrab Friedrich Matthaei (AC12,54-59)
Eine Schnecke als Ohrschmuck!Vom Grab des Seeteufels Felix Graf Luckner aus bietet sich ein klei-ner Umweg an. Man folgt dem Weg am Bach ein kleines Stück und sieht auf der dem Bach abgewandten Seite des Weges diese Mutter mit Kindern sitzen. Früher bin ich ziemlich unbekümmert an der Statue vorbeigegangen. Das hat sich geändert, da ich erfahren habe, dass ich mit dem seinerzeit sehr erfolgreichen Frauenarzt Dr. Friedrich Matthaei (geb. 1863 in Valparaiso, gest. 1930 in Hamburg) verwandt bin. Der letzte gemeinsame Vorfahre lebte von 1732 bis 1789 und war Pastor in Hardegsen. Die Statue "Mutterliebe" aus Kunststein hat seine zweite Frau Frieda Mitscherlich-Matthaei 1914 noch in München geschaffen. Eintragungen zur Familie Mitscherlich findet man im Lexikon.
Zur Fortsetzung der "Expedition" geht es wieder den Weg am Bach entlang zurück zur Nordteich und dann nach rechts zur Straße.

 Die Säule von Senator Stahmer (AA12,34,45, AB12,1-18,73-76)
Wenn man vor dem Grab des "Seeteufels" Felix Graf Luckner steht und über die linke Schulter schaut, kann man hoch oben zwischen den Baumwipfeln einen Engel auf einer Sandsteinsäule erblicken. Zu dem dazugehörenden Grab gelangt man, indem man zurück zur Norderstraße geht, und dann der Norderstraße etwa 30 m Richtung Westen folgt. Das Grabmal zeigt die Bronzebüste des Senators Johann Friedrich Thomas Stahmer (1819-1896). Er war Präses der Friedhofsdeputation. Somit war er der "Chef" des ersten Friedhofsdirketors Wilhelm Cordes.
Wilhelm Cordes hatte das Denkmal entworfen. Die Bronzebüste stammt von Xaver Arnold. Den in Kupfer getrieben Engel oben auf der Säule hat Paul von Rinckleben nach einem Entwurf von Friedrich Küsthardt ausgeführt. Es war seinerzeit DIE Sehenswürdigkeit des Ohlsdorfer Friedhofs.

Das nächste Ziel ist das benachbarte Denkmal mit der sitzende Bronzefigur auf dem hohen Granitso-ckel.



Gustav Adolf Graf von Götzen (AA12,96-99)
Seit 1913 überwacht der uniformierte Gustav Adolf Graf von Götzen von seinem hohen Sockel aus den Verkehr auf der Norderstraße. Sein Kopf ist leicht gesenkt, denn so kann er die Straße am besten überblicken. Zu schnell fahrende Autos notiert der Graf auf der Schriftrolle in seiner rechten Hand. Offenbar kommt gerade kein auffälliges Auto vorbei, denn sein linker Arm ruht auf der Sessellehne und die Schriftrolle ist eingerollt.
Sehenswert ist dies auffällige Grabmal auf jeden Fall. Von der Gestaltung her könnte die 1,90 m hohe sitzende Figur einen Kaiser darstellen. Der Künstler ist Gustav Eberlein, gegossen hat sie die Firma Lauchhammer.
Zwei Ämter aus dem kurzen Leben des Gustav Adolf Graf von Götzen sind auf dem Sockel des Grabmals besonders hervorgehoben:
• Im März 1901 wurde er unter Beförderung zum Major als Gouverneur für Deutsch-Ostafrika ernannt. 1906 gab er den Gouverneursposten aus gesundheitlichen Gründen an Freiherr von Rechenberg ab und kehrte nach Deutschland zurück.
• 1908 wurde er preußischer Gesandter für die Hansestädte.
Geboren wurde er am 12. Mai 1866 auf Schloss Scharfeneck/Grafschaft Glatz in Schlesien. Gestorben ist er in Hamburg, laut Grabmal am 1. Dezember 1910. Kranheitsbedingt wurde er nur 44 Jahre alt.Seine Ernennung zum Gouverneur für Deutsch-Ostafrika hatte gute Gründe. Er hatte Forschungs-reisen in Ostafrika unternommen und außerdem als Attaché in Rom und Washington diplomatische Erfahrungen gesammelt. In seine Zeit als Gouverneur fällt die Niederschlagung des Maji-Maji-Aufstandes 1905.Nach ihm wurde das auf der Meyer-Werft in Papenburg gebaute Passagierschiff "Graf Goetzen" benannt. Die "Graf Goetzen" ist das Vorbild für das Kanonenboot "Louisa". Die "Loui-sa" wurde in dem Film "African Queen" mit Katharine Hepburn und Humphrey Bogart versenkt. Die ehemalige "Graf Goetzen" heißt jetzt "Liemba" und ist immer noch in Betrieb.

Grabmal Daglioglu
Vom Grabmal des Grafen Götzen aus gehen wir wieder zurück zur Verkehrsinsel. Westlich der Verkehrsinsel steht ein Grabmal, das eine Frau darstellt, die aus einer Blüte herauswächst. Rechts neben diesem Grabmal beginnt ein Fußweg in Richtung Westen, dem wir folgen. Nach einer kurzen Wegstrecke steht links (südlich) des Weges dies Grabmal auf dem Patengrab Daglioglu (Z24,139-148, ursprünglicher Inhaber Sievers). Es zeigt den kreuztragenden Jesus. Diese Galvanoplastik wurde um 1933 von der WMF bezogen. Der Entwurf dazu stammt von Arthur Bock aus dem Jahre 1905.
Unterhalb des Kreuzes ist ein kleines Porträtfoto zu erkennen, das wohl Frau Zerif Daglioglu darstellt. Im Oktober 2003 habe ich das Grab erneut besucht: ein weiteres Porträtfoto und eine weitere Inschrift sind hinzugekommen.

 
Grabkapelle Philipp
Die Grabkapelle Philipp (1887) befindet sich vom Grab Daglioglu aus ein kleines Stück weiter in Rich-tung Westen ebenfalls links (südlich) des Weges. Im Jahre 1887 wurden Richtlinien für die Einrichtung gemauerter Grabgrüfte erlassen. Damit konnte das erste Mausoleum errichtet werden. Es ist die Grabkapelle Philipp. Der Entwurf dazu stammt von Martin Haller, dem Architekten des Hamburger Rathauses. Auch das Mausoleum Heinrich Freiherr von Ohlendorff und das Konzept des Mausoleums Riedemann stammt von Martin Haller.

Mausoleum Campe (Y13,266-270)
Dies kleine Mausoleum befindet sich unmittelbar hinter der Grabkapelle Philipp. Auf den ersten Blick könnte man meinen, die Grabkapelle und das Mausoleum gehörten zusammen, aber das täuscht. An diesem Mausoleum von 1915 aus Muschelkalk sind die bleigefassten bunten Schmuckfenster zwi-schen den Säulen besonders sehenswert. Allerdings kann man dies nicht von außen erkennen! Julius Campe (18.2.1792-14.11.1867) war Verleger. Er verlegte u.a. Heine und Hebbel. Auch veröffentlichte er 1841 erstmals Hofmann von Fallerslebens Deutschlandlied. Seinerzeit war er eher aufmüpfig und hat sich mit der Regierung angelegt. Zwei weitere Erinnerungen an die Familie Campe befinden sich auf dem Althamburger Gedächtnisfriedhof beim Haupteingang des Ohlsdorfer Friedhofs, und zwar die Grabdenkmale (oder sind es komplette Umbettungen?) von der Biografin Elisabeth Campe (1786-1873) und des Buchhändlers und Verlegers Franz August Campe (1773-1836). Franz August Campe und sein Schwiegervater Hoffmann begründeten 1810 den Verlag Hoffmann & Campe aus der 1808 gegründeten gleichnamigen Buchhandlung. Der Verlag Hoffmann und Campe residiert seit 1991 in dem Neubau Harvestehuder Weg 42 und 43. Das Haus Nr. 41 ist das 1875 gebaute "Schlösschen" mit einer entsprechenden Innenausstattung. Der Architekt war Martin Haller. Seit 1898 befindet sich im Vorgarten des Schlösschens eine Gedenkplakette an Heinrich Heine. Beschafft hatte sie der Sohn von Julius Campe, der ebenfalls Julius hieß (18.2.1846-13.11.1909). Die Plakette hat eine Größe von etwa 1 m im Quadrat. Die Plakette ist von der Straße aus gut sichtbar und steht zwischen den Häuser Nr. 41 und 43.

Wir folgen dem Weg weiter in der ursprünglichen Richtung - er wird zu einem Plattenweg.


Grabmal Blohm-Never 
Schon seit 1935 hockt die von Karl Spethmann geschaffene Statue des Jünglings mit dem Buch auf dem Grab Blohm-Never. Im Sommer mag es angehen, aber im Winter ist es doch ein wenig kalt!



Statue "Flehender Jüngling" 
Die Skulptur "Flehender Jüngling" wurde 1929 von dem Kunstprofessor Arthur Bock geschaffen. Sie steht auf dem Patenschaftsgrab Büsching-Höft in unmittelbarer Nähe des Grabmals Blohm-Never.
Der ursprüngliche Text auf dem Sockel war:
Unserem Sohn
Dr. med Werner Michaelis *20.Juli 1900 +(unleserlich)1929
zum Gedächtnis


Grabmal Richard Kuöhl: Mariensäule
(Y10, 162-165) 
Wie es sich für einen Bildhauer gehört, hat Richard Kuöhl (31.5.1880-19.5.1961) sein Grabmal, die Mariensäule, selbst geschaffen. Das war allerdings bereits 1931.
Besonders auffalend ist der sich in Abhängigkeit vom Betrachtungswinkel ändernde Gesichtsaus-druck.
Auch dies Kunstwerk steht in der unmittelbaren Nähe des Grabes Blohm-Never.
Damit ist unsere kleine Expedition am "Stillen Weg" des Ohlsdorfer Friedhofs beendet. Von hier ist es zum Krematorium nicht mehr weit, so dass man den Bauschmuck des Krematoriums (er stammt von Richard Kuöhl) noch einmal in Ruhe und mit einem Fernglas bewaffnet studieren kann. Ebenfalls empfehlenswert ist ein Studium der Frauenstatuen im Bereich der Feuerwehrgräber nahe der beiden Brunnen in der Cordesallee. Die Statuen stammen überwiegend ebenfalls von Richard Kuöhl.